In jüngster Zeit sind Behauptungen aufgetaucht, die von der israelischen Regierung verbreitet werden, um die anhaltenden Proteste für Gaza zu diskreditieren. Diese Behauptungen suggerieren, dass die Menschen, die sich für Gaza einsetzen, andere Massaker in der Vergangenheit stillschweigend hingenommen hätten. In diesem Faktencheck werden wir diese Behauptungen eingehend untersuchen und mit fundierten Belegen analysieren, um zu bewerten, ob es sich um eine rassistisch motivierte Verzerrung der Wahrheit handelt. Wir werden auch betrachten, welche Akteure diese Narrative aufgreifen und verbreiten. Ziel ist es, Licht in die Komplexität der aktuellen Situation zu bringen und die Fakten von der Propaganda zu trennen
Beginnen wir mit einer genauen Analyse der in der Debatte häufig angeführten Vergleiche. Besonders hervorzuheben ist dabei das Beispiel von London, da dieses auch in einem weit verbreiteten Bild zur Diskreditierung der Gaza-Proteste herangezogen wird. Um eine umfassendere Perspektive zu bieten, ziehen wir neben London auch Berlin als Vergleichsbeispiel heran. Wir werden diese beiden Städte als Grundlage verwenden, um die behaupteten Unterschiede in der Reaktion auf verschiedene Ereignisse zu untersuchen und zu bewerten, ob die Vorwürfe gegen die Protestierenden haltbar sind.
Beginnen wir mit dem Protest gegen die Rohingya-Verfolgung in Myanmar. Selbstverständlich setzten sich unzählige Menschen gegen diese Ungerechtigkeit ein.
Natürlich protestierten zahlreiche Menschen in London (links) und Berlin (rechts) gegen die syrische Regierung und den Tod tausender Zivilisten in Aleppo und woanders. Nicht nur gegen die Regierung, auch gegen die Terrorgruppe Daesch. Proteste wegen der Situation in Syrien waren weitverbreitet und hoch frequentiert.
Selbstverständlich gab es Proteste für den Jemen in London (links) und Berlin (rechts). Trotz der kleinen jemenitischen Diaspora und der Komplexität des Bürger- und Stellvertreterkriegs gab es auch viel Aufmerksamkeit auf sozialen Medien für das zivile Leid im Jemen.
Die Liste solcher Vergleiche könnte noch weiter fortgesetzt werden. Es ist offensichtlich, dass weltweit Proteste gegen die Verfolgung der Uiguren, gegen den Krieg im Sudan und gegen zahlreiche andere humanitäre Krisen und Konflikte stattfinden.
Nachdem dies nun auch für diejenigen klargestellt wurde, die sich möglicherweise nicht ausreichend informiert haben, wenden wir uns dem Kern des Vorwurfs zu. Dieser zielt darauf ab, die Proteste für die Rechte der Palästinenser in ein schlechtes Licht zu rücken. Sie werden fälschlicherweise als Ausdruck von Doppelmoral oder sogar als antisemitisch dargestellt – so, als würde nur deshalb protestiert, weil es um Israel geht.
Diese Behauptung ist nachweislich falsch. Trotzdem findet diese Art der Propaganda weite Verbreitung.
Das Axel-Springer-Medium Welt oder die deutsche Influencerin Marie von den Benken übernahmen die Propaganda teilweise wortgleich. Und vielen Leuten gefällt es.
Es klingt so entlarvend, entlarvt in Wahrheit aber diejenigen, die es weiterverbreiten.
Die häufig angeführten Beispiele in der Debatte betreffen vor allem muslimische Gemeinschaften. Sie zeichnen das pauschalisierende Bild, dass Muslime generell eine heuchlerische Haltung in ihrem Mitgefühl zeigen würden. Weiterhin wird suggeriert, dass die Palästinenser die Solidaritätsbekundungen nicht verdient hätten. Solche Darstellungen tragen zur Relativierung und sogar zur Leugnung der dokumentierten Kriegsverbrechen in Gaza bei. Jeder der genannten Konflikte, einschließlich des israelischen Krieges gegen Gaza, ist von extremer Brutalität geprägt, und es gibt nichts daran zu relativieren. Deshalb gab es auch stets große Anteilnahme.
Die Konflikte der letzten 25 Jahre, insbesondere der in Gaza, zeichnen sich durch eine erschütternde Anzahl an Kinderopfern aus, ein Umstand, der von der UN, der WHO und zahlreichen Menschenrechtsgruppen als Kriegsverbrechen und humanitäre Katastrophe eingestuft wird. Jeder Protest, der auf diese Tragödie aufmerksam macht und fordert, dass die Verantwortung Israels klar und unmissverständlich benannt wird, ist