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Libanon: Wo in 40 Minuten Haus und Lebensgrundlage zerstört werden

Von Tarek Baé
03.12.2024
in Nachrichten
Libanon: Wo in 40 Minuten Haus und Lebensgrundlage zerstört werden

Wie Familie Omari neu beginnen muss

40 Minuten. So lange hatte Familie Omari in Beirut Zeit, ihr gesamtes Leben hinter sich zu lassen. Es war kurz vor Mitternacht, der 26. Oktober, als Yehya Omari auf X (Twitter) die Nachricht sieht. Das Viertel seiner Eltern soll bombardiert werden. Das angrenzende Haus zum Wohnhaus seiner Eltern ist rot markiert. Direkt benachrichtigt werden die Betroffenen nicht. Die Erwartung des israelischen Militärs ist, dass sie die Updates zu Angriffen selbst verfolgen. Kurze 40 Minuten blieben letztlich zwischen der Information und dem Raketeneinschlag. Dass es aber jeden Moment so weit sein könnte, geht den Betroffenen ununterbrochen durch den Kopf. Koffer packen, Wertsachen zusammensuchen, Erinnerungen mitnehmen.

Der Raketeneinschlag ließ nichts übrig vom markierten Haus. Auch das Zuhause der Omaris ist nicht mehr bewohnbar. Ein Feuersturm verbrannte das Haus von innen und zerstörte die tragenden Wände. Kurz nach Mitternacht haben sie plötzlich alles verloren. “Mein Bruder Mohammed war zum Glück nicht zuhause”, erzählt Yehya. Der 16-jährige Mohammed hat Leukämie. Er befand sich im Zahraa-Krankenhaus. Auch das Krankenhaus wurde bereits von einem israelischen Luftangriff getroffen. Nirgendwo war die Familie sicher vor Israels Krieg gegen den Libanon. Am wenigsten aber zuhause.

Familie Omari lebte im Beiruter Stadtteil Dahiye. Medien markieren das Viertel häufig als “Hisbollah-Hochburg”. Die Familie lebt dort schon länger, als es die Hisbollah überhaupt gibt. Die Angehörigen der Familie sind auch keine Kämpfer oder zivile Teile der Hisbollah. Sie gehören der Minderheit der Mhallamiye an.

Sie wurden Opfer der Dahiye-Doktrin, die nach eben jenem Wohnviertel benannt ist. Die Dahiye-Doktrin ist eine israelische Militärstrategie, die die großflächige Zerstörung ziviler Infrastruktur, um feindliche Regierungen unter Druck zu setzen. Die Doktrin wurde vom ehemaligen Generalstabschef der israelischen Streitkräfte (IDF), Gadi Eizenkot, dargelegt. Der israelische Oberst Gabi Siboni schrieb, dass Israel „die wirtschaftlichen Interessen und die Zentren der zivilen Macht, die die Organisation unterstützen, ins Visier nehmen sollte“. Die Logik dahinter ist, der Zivilbevölkerung so sehr zu schaden, dass sie sich dann gegen die Militanten wendet und den Feind zwingt, um Frieden zu bitten.”

Das heißt: Familie Omari wurde kollektiv bestraft für etwas, was sie nicht tat. Es ist ein offensichtliches Verbrechen gegen Zivilisten. Wie bei allen anderen Zivilisten in Dahiye, im Südlibanon und woanders, Gaza sollte hierbei nicht vergessen werden, ist ihr Beschuss in keiner Weise militärisch notwendig oder eine Form von Verteidigung. Sondern ein Angriff selbst. Um sie für militärische und politische Ziele zu missbrauchen. Israel nutzt sie quasi als menschlichen Schutzschild. Oft nur noch als Leichnam. Mindestens 3.961 Menschen im Libanon wurden getötet. In Gaza mindestens 44.502. Familie Omari konnte überleben. In knappen 40 Minuten.

Sohn Yehya war zu dem Zeitpunkt nicht in Beirut, sondern in Deutschland. Er ist Deutscher. Er versuchte von hier aus, seine Eltern, seinen kranken Bruder und seine Schwester nach Deutschland zu evakuieren. Selbst bevor Israels Angriff das Wohnhaus zerstörte. Erfolglos. Das Ausländeramt legte ihm als einzige Option vor, 30.000 Euro auf ein Konto einzuzahlen und pro Person 900 Euro monatlich für Absicherung bereitzustellen, um erstmal ein Visum zu beantragen. Unbezahlbar und zu langsam. Es war letztlich nicht der deutsche Staat, der die schutzlosen Zivilisten aus dem Libanon evakuierte, sondern die Familie selbst. Die türkische Botschaft unterstützte sie, nach Mersin in der Türkei zu gelangen. Ins Friedliche, aber Ungewisse. Von dort aus zogen sie weiter nach Istanbul, wo Verwandte der Familie leben. Und wo es vielleicht Chancen auf Arbeit und ein neues Leben gibt. Familie Omari fängt bei null an. Der Vater, ein Lehrer, hofft in Istanbul Möglichkeiten zu finden, sein Studium der islamischen Rechtswissenschaften und der arabischen Sprache lehren zu können.

Die Familie sammelt über die Crowdfunding-Plattform Hilfe, um neuzustarten. Über diesen Link gelangt man zur Seite, die von uns auf ihre Seriösität geprüft wurde: https://commonsplace.de/project/neuanfang

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Tarek Baé

Tarek Baé

Tarek Baé ist Journalist und Autor aus Berlin. Er widmet sich der Medienarbeit mit Schwerpunkt Rassismus und Islam in Deutschland. Die Frage nach Zugehörigkeit und Teilhabe zieht sich wie ein roter Faden durch seine Publikationen. 2021 begründete er das Medium Itidal, dessen Chefredakteur er ist, als neue Plattform für ungehörte Perspektiven.

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