Israel hat den politischen Vorsitzenden der Hamas, Ismail Haniyya in Irans Hauptstadt Teheran mit einem gezielten Anschlag ermordet. Drei Hauptpunkte lassen sich daraus schließen:
1. Israel hat den Verhandlungsführer der Gegenseite getötet. Offensichtlich ist Netanyahu nicht an einem Deal zur Waffenruhe und Geiselaustausch interessiert. Die Regierung will den Genozid um jeden Preis fortsetzen.
2. Israel ist offenkundig sehr wohl zu präzisen Angriffen gegen die Hamas-Führung fähig. Die mindestens 39.400 Getöteten in Gaza, darunter über 16.000 Kinder, können also ebenfalls als gezielte Ermordung betrachtet werden.
3. Israel ist isoliert und eskaliert chaotisch, um von Verbrechen in Gaza abzulenken.
Der Hamas-Vorsitzende Ismail Haniyya kam zuvor aus Katar und aus der Türkei. Dass ihm dann in Teheran aber etwas passiert, wirft kein gutes Licht auf den iranischen Sicherheitsapparat. Einige palästinensische Kommentatoren meinen gar, der Iran hätte den Anschlag geduldet. Das ist unwahrscheinlich. Denn die iranische Regierung steht nun unter enormen Druck. Im Inland und im Ausland. Wichtig auch: Der Anschlag erfolgte am dritten Tag der Amtszeit des neuen iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian, der für parlamentarische Verhältnisse als liberal gilt. Israels Regierung will mit dem Anschlag also auch sichergehen, dass der Iran weiter eine radikale Position einnimmt. Denn Israel braucht sein Feindbild.
Wird der Iran nun reagieren? Nach Beirut? Nach Teheran? Es bleibt weiter unwahrscheinlich, dass es zu einer großen Konfrontation kommt. Israel eskaliert, um Reaktionen zu erhalten. Kontrollierbare Reaktionen, mit denen man man ohnehin plant. Um ein Bedrohungsszenario aufrechtzuerhalten, womit Unterstützung in Washington, London und Berlin gesichert bleibt und um von Gaza abzulenken. Hisbollah will keinen großen Krieg und wird Angriffe auf Israel hochfahren, aber nicht komplett gegeneskalieren. Auch die USA und der Iran im Hintergrund sind nicht an einem Krieg interessiert. Dass die erste Reaktion aus den USA ist, dass Außenminister Blinken die Notwendigkeit eines Deals betont, zeigt nur, wie groß die Sorge in Washington ist, dass Israel sich mit dem Anschlag endgültig von den Verhandlungen verabschiedet.
Israel handelt unkontrollierbar und chaotisch. Israels Regierung ist isoliert und hat sich durch den verfestigten juristischen Vorwurf, eine Apartheid zu sein und einen Genozid zu verüben, den Status als Schurkenstaat erarbeitet. Israels Regierung mag diese Anschläge als taktische Siege verkaufen, die strategische Niederlage scheint aber unvermeidbar. Diese wäre: Weitreichende Abschottung Israels, ein gespaltene Gesellschaft und internationale Unterstützung für die Palästinenser.