Eine fragwürdige Entscheidung: ARDs Zensur von ‘Wajib’ und die Entmenschlichung palästinensischer Narrative
Die jüngste Entscheidung der ARD, den palästinensischen Film “Wajib” aus ihrem Programm zu streichen, ist nicht nur enttäuschend, sondern auch alarmierend. Sie markiert einen Tiefpunkt in der Geschichte eines öffentlich-rechtlichen Senders, der eigentlich für Vielfalt und kulturelle Sensibilität stehen sollte. Diese Entscheidung, die vorgibt, auf den “jüngsten Ereignissen in Nahost” zu basieren, ist ein Akt der Feigheit und Selbstzensur, der weitreichende Implikationen hat.
“Wajib”, ein Film, der eine einfache familiäre Geschichte in Palästina erzählt, wurde von der ARD als potenziell “missverständlich” eingestuft. Diese Begründung ist nicht nur lächerlich, sondern auch tiefgreifend problematisch. Sie impliziert, dass die bloße Darstellung des palästinensischen Alltagslebens, als politisch heikel und gefährlich angesehen wird. Was die ARD hier tut, ist nichts weniger als eine Entmenschlichung palästinensischer Existenz und ein Kniefall vor vorauseilender Selbstzensur.
Die Kritik von Arno Frank, die die Ungefährlichkeit und Unpolitischheit von “Wajib” hervorhebt, macht die Absurdität der Entscheidung der ARD nur umso deutlicher. Diese Selbstzensur zeugt von einer bedenklichen Schieflage in der deutschen Medienlandschaft: einer Schieflage, in der palästinensische Stimmen systematisch unterdrückt und ihre Erzählungen marginalisiert werden.
Was befürchtet die ARD wirklich? Dass die Darstellung einer palästinensischen Familie irgendwie die öffentliche Meinung stören könnte? Dass die einfachen, menschlichen Geschichten Palästinas als zu politisch oder zu heikel angesehen werden? Diese Angst vor Kontroversen und Missverständnissen offenbart eine tiefe Krise des Selbstverständnisses und der journalistischen Integrität des Senders.
Es ist höchste Zeit, dass wir diese Entscheidung für das nennen, was sie ist: eine kapitulative und unverantwortliche Handlung, die nicht nur der Kunstfreiheit, sondern auch dem Recht auf eine faire und ausgewogene Darstellung aller Kulturen und Perspektiven zuwiderläuft. Die ARD muss sich dieser Kritik stellen und erkennen, dass solche Entscheidungen nicht nur ihre Glaubwürdigkeit, sondern auch das Vertrauen ihres Publikums untergraben.
Die palästinensische Existenz und ihre Darstellung in den Medien dürfen nicht zu einem politischen Spielball werden. Es ist an der Zeit, dass wir in Deutschland aufhören, palästinensische Stimmen und Geschichten zu marginalisieren. Wir müssen eine Medienlandschaft schaffen, in der Vielfalt und kulturelle Sensibilität nicht nur toleriert, sondern gefeiert werden. Die ARD muss ihre Rolle als öffentlich-rechtlicher Sender ernst nehmen und sich für eine inklusive und vielfältige Berichterstattung einsetzen, anstatt vor politischen Sensibilitäten zurückzuschrecken.