Der kürzlich vom Berliner Bildungssenat erlassene Erlass, Lehrpersonal anzuweisen, das Tragen der Kufiya („Pali-Tuch“) und das Zeigen von „Free Palestine“-Symbolen an Schulen zu verbieten und die betroffenen Schülerinnen und Schüler gegebenenfalls der Polizei zu melden, hat eine Welle der Empörung und des Unverständnisses ausgelöst. Diese Maßnahme, die auf der unbegründeten Annahme basiert, dass solche Symbole mit Terrorismus in Verbindung stehen, zeugt von einem erschreckenden Realitätsverlust.
Ein Symbol kultureller Identität
Die Kufiya ist weit mehr als nur ein Modeaccessoire oder politisches Statement. Sie ist ein Muster, das in der gesamten arabischen Region verbreitet ist und von verschiedenen ethnischen Gruppen wie Arabern, Kurden, Aramäern oder Turkmenen getragen wird. Die Reduktion dieses kulturellen Symbols auf ein terroristisches oder gewaltverherrlichendes Zeichen ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Es vereinfacht die komplexe Realität einer ganzen Region auf gefährliche Weise.
Generalverdacht gegen Minderjährige
Noch besorgniserregender ist der Generalverdacht gegen Schülerinnen und Schüler, also Kinder, die möglicherweise aus kulturellen oder familiären Gründen eine Kufiya tragen. Solche pauschalen Verdächtigungen sind nicht nur unverhältnismäßig, sondern auch tief diskriminierend. Sie tragen dazu bei, junge Menschen mit Migrationshintergrund zu marginalisieren und in eine Ecke zu drängen, in der sie sich nicht mehr sicher fühlen können.
Missverständnisse um „Free Palestine“
Die Debatte um den Ausdruck „Free Palestine“ muss ebenfalls im Kontext betrachtet werden. Dieser Slogan ist nicht automatisch gleichzusetzen mit einer Unterstützung der Hamas oder Gewalt gegen Israelis. Deutschlands offizielle Position befürwortet eine Zweistaatenlösung, was implizit die Existenz eines freien Palästinas einschließt. Ein Verbot dieses Ausdrucks in Schulen ist daher nicht nur inkonsequent, sondern auch ein Hindernis für eine offene Diskussion über internationale Politik und Menschenrechte.
Die Rolle der Schulen in einer demokratischen Gesellschaft
Schulen sollten Orte sein, an denen junge Menschen lernen, sich zu entwickeln und verschiedene Perspektiven zu verstehen. Ein Umfeld, das auf Verdächtigungen und Verbote setzt, anstatt auf Bildung und Verständnis, ist weder demokratisch noch förderlich für die Entwicklung einer offenen und toleranten Gesellschaft. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sowie die Senatskanzlei Berlin müssen ihre Ansätze überdenken und sich auf die echte Bildungsarbeit konzentrieren: das Durchgehen des historischen Konflikts, das Sensibilisieren für zivile Opfer auf beiden Seiten und die Kooperation mit jüdisch-muslimischen Initiativen.
Fazit
Die aktuelle Politik des Berliner Bildungssenats gegenüber Symbolen wie der Kufiya und „Free Palestine“-Aussagen stellt einen alarmierenden Schritt in die falsche Richtung dar. Es ist Zeit, die Dinge richtigzustellen und eine Bildungspolitik zu verfolgen, die auf Fakten, Verständnis und gegenseitigem Respekt basiert, anstatt auf unbegründeten Verdächtigungen und Verboten.