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97 % getöteter Presse unerwähnt Auswertung: Deutsche Medien ignorieren getötete Journalisten in Gaza

Von Tarek Baé
04.11.2025
in Grundlagen
97 % getöteter Presse unerwähnt  Auswertung: Deutsche Medien ignorieren getötete Journalisten in Gaza

Menschen trauern in Deir Al Balah in Gaza um einen getöteten Journalisten Foto: Abdel Kareem Hana

In Gaza wurden in nur zwei Jahren 278 Journalistinnen und Journalisten von Israel getötet. In deutschen Medien finden sie wenig bis keine Erwähnung, zeigt eine Itidal-Auswertung von 4.697 Beiträgen.

Über so wenige getötete Journalstinnen und Journalisten berichten deutsche Medien.

Fehlende Solidarität

Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) ruft deutsche Medien auf, Solidarität mit Kolleginnen und Kollegen in Gaza zu zeigen. Sie hätten „den ultimativen Preis gezahlt”, um uns Informationen über Gaza zu beschaffen, so CPJ auf Itidal-Nachfrage.

Blaise Lempen, der Präsident der Press Emblem Campaign wirft deutschen Medien fehlende Solidarität vor. Deutsche Medien hätten eine erkennbar „pro-israelische Voreingenommenheit in der Berichterstattung über Gaza”, so Lempen. Hintergrund seien „Deutschlands Geschichte” und die Sorge davor, „antisemitisch” genannt zu werden.

97 % der in Gaza getöteten Journalistinnen und Journalisten finden in deutschen Medien keine Erwähnung. Deutsche Medien berichten über durchschnittlich lediglich 3 % der in Gaza von Israel getöteten Kolleginnen und Kollegen.

Itidal hat die Gaza-Berichterstattung von 15 führenden deutschen Online-Medien über zwei Jahre ausgewertet. Darunter: Tagesschau, ZDFheute, BILD, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine, Spiegel, taz, Tagesspielel, t-online, Zeit, Focus, n-tv, rtl.de und stern.

Niemand schneidet gut ab. Das größte Journalistensterben, das je in der Geschichte der Menschheit aufgezeichnet wurde, führt nicht zu entsprechend vielen Beiträgen. Das Publikum deutscher Medien erfährt fast nie etwas über tote Presseleute.

Die NGO Reporter ohne Grenzen bestätigt auf Itidal-Anfrage hin das Gefälle: „Leider müssen wir feststellen, dass es insgesamt sehr wenig Aufmerksamkeit und Platz im Blatt für inhaftierte, gefolterte und im schlimmsten Fall getötete Kolleg*innen gibt. In Bezug auf Gaza ist dies besonders dramatisch, weil dort in den vergangenen zwei Jahren durch Angriffe der israelischen Armee mehr als 210 Medienschaffende getötet wurden und trotzdem so wenig darüber berichtet wird”.

Bereits im April 2025 veröffentlichte Reporter ohne Grenzen in der Nahaufnahme 2025, dass viele Mitarbeitende in Redaktionen deutscher Medien von Einschüchterung und Repressionen berichten, wenn sie kritisch gegenüber Israels Verbrechen sind. Der Druck käme nicht nur durch die eigene Redaktion, sondern beispielsweise auch durch die israelische Botschaft, so Reporter ohne Grenzen.

Zahlen und Namen sind bekannt

Man kann es wissen: Al Jazeera English hat 278 Namen der in Gaza getöteten Journalistinnen und Journalisten recherchiert. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) zählt 241.Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte zählte, Stand August 2025, 247. Die britische Zeitung The Guardian veröffentlichte die Namen von 189 getöteten Kolleginnen und Kollegen.

Eine der Listen von in Gaza getöteten Journalistinnen und Journalisten, die man kennen kann.

Bewusstes Ignorieren

Es ist nicht fehlende Recherche. Deutsche Medien verlassen haben keine Ausrede, so wenig Informationen zu haben. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der auch die zwei Nachrichtenformate tagesschau und ZDFheute verantwortet, hat jährlich 9 Milliarden Euro Budget. Zudem verlassen sich deutsche Medien in internationaler Berichterstattung zunehmend auf Presseagenturen. Die deutsche Presseagentur dpa hat nach Itidal-Auswertung über 16 in Gaza getötete Presseleute namentlich berichtet. Auch das ist wenig. Aber es ist dennoch mehr als tagesschau (8), ZDFheute (5), FAZ (8) oder rtl.de (4). Diese Medien übernehmen massenhaft dpa-Meldungen. Jene über Journalisten aus Gaza aber mehrheitlich nicht. Und das wird primär daran liegen, dass eine Meldung über in Gaza getötete Journalisten automatisch israelkritisch sein könnte.

Auch dpa bringt nur 16 Namen. Aber dennoch mehr als Medien, die sonst dpa-Meldungen übernehmen.

Deutsche Medien reagieren arrogant

Wir haben dem NDR, das die tagesschau für das ARD produziert, die Zahlen und Vorwürfe internationaler Presseinstitutionen vorgelegt. Vergleich: Die tagesschau erwähnt nur acht von 278 Presseleuten, das sind 2,8 %.

Eine Sprecherin reagiert auf die Presseanfrage Itidals: „Den Vorwurf der unzureichenden Berichterstattung weisen wir entschieden zurück.” Das ARD orientiere sich „an höchsten journalistischen Anforderungen” und würde „nichts ausblenden”. Selbsthuldigung statt Selbstkritik.

Der unprofessionelle Umgang mit der Kritik zeigt sich aber auch darin, dass das NDR die vermeintlich makellose Arbeit der tagesschau damit beweisen möchte, dass das NDR-Medienmagazin zapp eine 30-minütige Sendung über das Thema hatte. Nur ist das Magazin zapp nicht Teil der tagesschau.

Auch das ZDF – mit lediglich fünf Erwähnungen – sieht keinen Verbesserungsbedarf bei sich. ZDF-Sprecher Hagedorn betont, das ZDF berichte „umfassend, unabhängig und aus vielen Perspektiven über die Lage im Nahen Osten.” Namen würde das ZDF aus Opferschutz nicht veröffentlichen. Heißt das, das ZDF hat in fünf Fällen auf Opferschutz verzichtet?

Eine RTL-Sprecherin ließ sich überhaupt nicht auf die kritischen Fragen ein und behauptete lediglich, man “bemühe sich stets um ausgewogene Berichterstattung.”

Ist Selbstkritik für deutsche Medien ein Fremdwort? Warum werden derart schlechte Ausreden angebracht?

Es geht auch anders

Die taz berichtete über 25 in Gaza getötete Journalistinnen und Journalisten namentlich. Mehr als jedes andere ausgewertete Medium. Für die Nahost-Redakteurin der taz, Lisa Schneider, hat das etwas mit Zugängen nach Gaza zu tun: “Wir legen Wert auf Kontakte vor Ort”. Auch sei es für sie eine Frage der kollegialen Solidarität. Es ginge aber mehr, so Schneider. Selbstkritik, die in anderen Redaktionen fehlt. Ihrer Erfahrung nach hinge das von Ressourcen ab. Manchmal wäre die Masse an Nachrichten überwältigend. Das sei, so meint sie, eventuell auch der Grund für die seltenen Berichte in deutschen Medien. Mit Ressourcen meint Lisa Schneider nicht nur Geld, sondern auch Einsatz. Es sei „Arbeit, dieses Netzwerk aufzubauen, auch persönliche Arbeit”.

Einordnungen von Itidal-Chefredakteur Tarek Baé

„Nie in der Geschichte wurden so viele Journalistinnen und Journalisten getötet. Der israelische Genozid an Palästinensern in Gaza ist in vielerlei Hinsicht ein beispielloses historisches Ereignis. Wir haben ihn live miterlebt, eben wegen diesen Journalisten, die vom Staat Israel immer wieder gezielt anvisiert werden. Es ist Schande genug, wenn man hierzulande die eigene Pressefreiheit nicht entsprechend nutzt, um sich klar und bedingungslos auf die Seite der Zivilisten in Gaza zu schlagen; ohne Rücksicht auf Verluste. Noch schlimmer ist es, wenn man den Menschen, die diesem Beruf einen neuen höchsten Maßstab anlegten, nicht einmal erwähnt. Die Informationen sind öffentlich zugänglich. Nichts hält deutsche Medien davon ab, wie es etwa The Guardian tat, eine Auflistung der getöteten Kolleginnen und Kollegen zu veröffentlichen. Nichts hält deutsche Medien ab, die Menschen beim Namen zu nennen. Nach zwei Jahren Genozid ist das auch kein bloßes Vergessen. Es ist eine bewusste Entscheidung. Weil Palästinenser in einer rassistischen Hierachie nicht erwähnenswert genug sind, nicht Mensch genug sind. Und weil man sich ängstlich Israels Propaganda unterordnet. Das ist der konkrete Vorwurf, den ich mache. Deutsche Medien wollen sich diesem Streigespräch aber nicht stellen. Stattdessen inszinieren sie sich regelmäßig als Opfer, das zu Unrecht kritisiert würde.”

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Tarek Baé

Tarek Baé

Chefredakteur von Itidal. Tarek Baé ist Journalist und Bestseller-Autor aus Berlin. 2021 gründete er Itidal als Versuch, freier Medienarbeit eine Struktur zu geben. Benannt hat er das Medium nach seiner Großmutter, von der er sagt, sie hätte ihm mit ihrer Standhaftigkeit und gleichzeitigem Sanftmut ein lebendiges Beispiel des Gleichgewichts mitgegeben. Mittlerweile ist Tarek Baé der wohl einflussreichste freie Journalist Deutschlands. Mit seinen Kritiken und seiner Haltung hat er sich einige Gegner gemacht. Aber auch viele Freunde. "Ich schreibe für das große, inklusive Wir, zu dem jede und jeder gehören kann. Und ja, ich schreibe auch mindestens genauso leidenschaftlich gegen all jene, die dieses Wir angreifen."

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