Führende Genozid-Experten aus sechs Ländern – darunter die USA, Israel, das Vereinigte Königreich, Australien, Kroatien und Kanada – bewerten Israels Vorgehen im Gazastreifen als Völkermord. Dies geht aus einer umfassenden Untersuchung der niederländischen Zeitung NRC hervor, in der zwölf führende Forscherinnen und Forscher befragt wurden. Alle kamen unabhängig voneinander zum selben Schluss.
„Israels Krieg gegen Gaza ist in seiner Intensität, seinem Ausmaß und seiner Absicht eindeutig genozidal“, sagte Prof. Uğur Ümit Üngör vom NIOD-Institut in Amsterdam. Prof. Melanie O’Brien, Präsidentin der International Association of Genocide Scholars, erklärte: „Die Aussagen israelischer Politiker, das Verhalten der Streitkräfte und die hohe Zahl ziviler Opfer sprechen eine klare Sprache.“ Auch der israelische Historiker Raz Segal bezeichnete die Situation als „eindeutig Völkermord“.
Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza wurden seit dem 7. Oktober über 53.700 Menschen getötet, Zehntausende verletzt. Die Experten sehen hierin zentrale Merkmale eines Völkermords gemäß der UN-Konvention: die gezielte Tötung von Gruppenmitgliedern, das Zufügen schweren körperlichen und seelischen Leids sowie das vorsätzliche Herbeiführen lebensfeindlicher Bedingungen.
UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese kam in ihrem Bericht „Anatomie eines Völkermords“ zu dem Schluss: „Es gibt logische Gründe zu glauben, dass Israel mindestens drei der fünf in der Konvention genannten Handlungen begeht.“ Amnesty International erklärte: „Israel begeht Völkermord und erfüllt mindestens drei Kriterien der Völkermordkonvention.“ Human Rights Watch dokumentierte gezielte Angriffe auf zivile Infrastruktur, Krankenhäuser, Flüchtlingslager und Bildungseinrichtungen. Die Blockade lebenswichtiger Hilfsgüter verschärft die Notlage zusätzlich.
Die Genozidforscher sprechen von einem „Lehrbuchfall“ (textbook case) und verweisen auf eine gezielte Rhetorik, die Palästinenser entmenschlicht. Prof. Üngör: „Der Völkermord in Gaza vollzieht sich im Fernsehen – vor den Augen der Welt.“