Ein neuer Bericht der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) dokumentiert schwere Misshandlungen palästinensischer Gesundheitsarbeiter durch das israelische Militär seit Oktober. Eyad Abed, ein 50-jähriger Chirurg, schildert seine Erfahrungen: „Jede Minute wurden wir geschlagen. Überall am Körper, an empfindlichen Stellen. Sie benutzten die Vorderseite ihrer Stiefel mit Metallspitze und ihre Waffen. Ein Soldat versuchte, mich zu verbrennen, aber verbrannte die Person neben mir. Ich sagte ihnen, dass ich Arzt bin, aber das war ihnen egal.“
Diese und andere Berichte zeigen ein Muster: Ärzte und Sanitäter wurden von der israelischen Armee, oft während der Belagerung von Krankenhäusern oder Evakuierungen, verschleppt und massenhaft inhaftiert. In israelischer Haft begann die Misshandlung sofort. Die Betroffenen wurden gezwungen, sich öffentlich zu entkleiden und lange im Freien auf Knien zu bleiben. Sie wurden nach Israel und ins illegal besetzte Westjordanland gebracht, dort geschlagen, gefesselt und wochenlang mit verbundenen Augen festgehalten. Die Armee versuchte, sie mit Drohungen zu falschen Geständnissen zu zwingen.
Ehemalige Gefangene berichten zudem von miserablen Haftbedingungen, unzureichender Versorgung und dem Vorenthalten medizinischer Hilfe. Keiner der Gesundheitsarbeiter wurde über den Grund seiner Festnahme informiert oder einer Straftat angeklagt.
Die Berichte der freigelassenen Gefangenen stimmen mit unabhängigen Quellen, wie dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, überein. Seit Beginn des israelischen Kriegs gegen Gaza haben die israelischen Behörden humanitären Organisationen den Zugang zu palästinensischen Gefangenen verweigert. Menschenrechtler fordern von Israels Verbündeten, sie sollten die Regierung drängen, unabhängige Überwachungen der Haftbedingungen zuzulassen.
Der Internationale Strafgerichtshof prüft derzeit Anträge auf Haftbefehle gegen hochrangige israelische Beamte wegen internationaler Verbrechen und sollte auch die Misshandlungen palästinensischer Gefangener untersuchen, fordert Human Rights Watch.