Heute, am 18. Januar, gedenken wir eines der dunkelsten Kapitel in der jüngeren deutschen Geschichte: dem Brandanschlag von Lübeck, der sich vor 28 Jahren ereignete. In den frühen Morgenstunden des Jahres 1996 wurden zehn Menschen, darunter drei Erwachsene und sieben Kinder, aus dem Leben gerissen. Die Opfer – größtenteils Asylbewerber aus Zaire, Angola, Togo und dem Libanon – symbolisieren eine Tragödie, die weit über Lübeck hinausreicht.
Der Anschlag selbst und die darauffolgenden Ermittlungen zeichnen ein Bild von Verwirrung, Missverständnissen und wahrscheinlich auch von bewusster Ignoranz. Drei Verdächtige, alle mit rechtsextremistischem Hintergrund, wurden unmittelbar nach dem Brand festgenommen. Merkwürdigerweise, trotz offensichtlicher Beweise wie Brandspuren an ihren Gesichter, Haaren, Wimpern oder Augenbrauen, wurden sie schnell wieder freigelassen. Stattdessen richtete sich der Verdacht gegen einen libanesischen Bewohner des Hauses. Man behandelte ihn wie einen Schwerkriminellen und versuchte, ein Geständnis zu erzwingen. Ein Vorgehen, das bis heute viele Fragen aufwirft.
Die Jahre nach dem Brandanschlag waren geprägt von Geständnissen und Widerrufen, von Gerüchten und unbeantworteten Fragen. Ein Verdächtiger gestand in einem Interview mit dem Spiegel, dass sie für den Anschlag bezahlt wurden. Doch trotz dieser und anderer Hinweise kam es nie zu einer Verurteilung. Die Wahrheit, so scheint es, liegt immer noch verborgen unter einer Schicht von Unklarheiten und möglicherweise politischen Rücksichtnahmen.
Besonders beunruhigend ist die Rolle eines V-Mannes des Landeskriminalamtes, der Kontakte zu der rechtsextremen Gruppe unterhielt und selbst einen Brandanschlag verübte. Diese Verstrickungen werfen ein düsteres Licht auf die Ermittlungen und verstärken den Eindruck, dass die Wahrheit möglicherweise nie vollständig ans Licht kommen wird.
28 Jahre später bleibt die Erinnerung an den Brandanschlag von Lübeck blass und in weiten Teilen der Bevölkerung vergessen. Es gibt keine offiziellen Gedenkveranstaltungen, keine dauerhaften Mahnmale, die an das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen erinnern. Dieses Schweigen ist ein schmerzlicher Beweis dafür, wie schnell die Gesellschaft bereit ist, über solche Ereignisse hinwegzugehen.
Wir müssen jedoch gedenken. Gedenken an diejenigen, die ihr Leben verloren haben, und an diejenigen, die noch immer nach Gerechtigkeit suchen. Dieser Tag sollte uns nicht nur als Mahnung dienen, sondern auch als Ansporn, uns aktiv gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einzusetzen. Denn nur so können wir sicherstellen, dass sich solche Tragödien nicht wiederholen.